Johannes Brahms (1833-1897) |
Frühe Jahre
Johannes Brahms (7. Mai 1833 in Hamburg; 3. April 1897 in Wien)
Brahms war das zweite der drei Kinder von Johann Jakob Brahms (1806-1872) und Johanna Henrika Brahms -geborene Nissen- (1789-1865).
Brahms´Talent zum Komponieren zeigte sich schon früh. Seine 1849 unter Pseudonym verfassten "Phantasien über einen beliebten Walzer" sind Zeugnis eines virtuosen Klavierspiels.
Werk von Johannes Brahms
Klaviermusik für zwei Hände
Sonate Nr. 1 C-Dur op. 1 (1853)
Sonate Nr. 2 fis-Moll op. 2 (1854)
Sonate Nr. 3 f-Moll op.5 (1854)
Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 9 (1854)
Vier Balladen op. 10 (1856) Variationen und Fuge über ein Thema von Händel op. 24 (1862)
Variationen über ein Thema von Paganini op. 35 (1866)
Acht Klavierstücke op. 76 (1879)
Zwei Rhapsodien op. 79 (1880)
Drei Intermezzi op. 117 (1892)
Ossip Gabrilowitsch spielt das Inermezzo Nr. 3 C-Dur op. 119 für Welte-Mignon am 4. Juli 1905
Für vier Hände:
21 Ungarische Tänze (1869 und 1880)
16 Walzer, op. 39
Im ersten Stock dieses Hauses in der Caffamacherreihe wurde Brahms geboren (Aufnahme 1891) |
Anfangs schrieb er aussliesslich Klavierwerke; die Möglichkeiten und Grenzen des Orchesters waren ihm zu wenig vertraut.
Im Jahre 1853 vermittelte der mit ihm befreundete ungarische Violinist Eduard Reményi die Bekanntschaft des in Hannover weilenden Geigers Joseph Joachim.
Joachim emphal Brahms, sich an Franz Liszt zu wenden, der damals Hofkapellmeister in Weimar war.
Brahms erhoffte sich davon nicht viel und bat Joachim, ihn in das künstlerische Leben einzuführen.
Daraufhin überredete Joachin ihn, den damals in Düsseldorf wohnenden Komponisten Robert Schumann (1810-1856) aufzusuchen.
In Düsseldorf lernte Brahms Robert Schumann und dessen Frau Clara kennen.
Clara Schumann, geborenene Wieck (1819-1896) hatte sich bei dem Verlag Breitkopf & Härtel dafür ein, einige Werke von Brahms zu publizieren.
Dieses Engagement machte den zwanzigjährigen Brahms in Deutschland berühmt.
Robert Schumann starb am 29. Juli 1856.
Clara Schumann (1853) |
Clara hatte sich als Pianistin europaweiten Ruhm erworben.
Nachdem Robert Schumann im 1854 in die Richarz´sche Heilanstalt in Endenich eingewiesen worden war, intensivierte sich der Kontakt zwischen Clara und Brahms.
Er lebte zeitweilig im selben Haus in Düsseldorf, in dem Clara und ihre Kinder lebten Brahms verehrte und liebte Clara zeitlebens.
Er leitete dort einen Chor und gab Klavierunterricht.
In der Zeit befasste er sich mit einem grossen projekt:
dem ersten Klavierkonzert op.15 in d-Moll.
Ab 1856 hatte Brahms Kontakt mit Rieter-Biedermann, welcher 22 Weke von Brahms verlegte, als Ersters im Jahr 1858 die "Volks-Kinderlieder"ohne Urheberangabe.
Sein zweites Klavierkonzert op. in B-Dur unterschied sich charakterlich völlig von dem Moll-Konzert: Statt der Anlage auf eine Finalwirkung:
"ergibt sich in B-Dur-Konzert eine quasi transzendierende Abnahme zum Aschluss hin".
Im Mai 1859 kehrte Brahms nach Hamburg zurück.
1860 machte Brahms die Bekanntschaft des Verlegers Fritz Simrock.
Dieser verhalf Brahms als Verleger seines Werks zu massgeblicher Bekanntaschaft.
Ein ersters Engagement in Wien 1862 brachte Anerkennung und Lob.
1863 nahm Brahms das Angebot an, Chormeister der Wiener Singakademie zu werden.
1864 gab er dieses Amt wieder ab, da er sich dessen Belastungen nicht länger gewachsen fühlte.
Zu den in der Folgezeit entstandene Werken gehört das "Deutsche Requiem", das nicht den lateinischen Texten der heiligen Messe folgt, sondern Bibeltexte in deutscher Sprache vertont.
Den Sommer verbrachte er in Fluntern ob Zürich.
Verschiedene Teile seines "Deutschen Requiems",
begonnen nach dem Tod seiner Mutter (2.Februar 1865), entstanden hier, und der nachkomponierte fünfte Satz "Ihr habt nun Traurigkeit" wurde in Zürich improvisiert geprobt mit Friedrich Hegar.
Ende 1871 liess sich Brahms endgültig in Wien nieder.
Als Pianist war Brahms in jenen Jahren so erfolgreich, dass er seinen Lebensunterhalt auch ohne feste Anstellung bestreiten konnte.
Gleichwohl übernahm er von 1872 bis 1875 die artistische Leitung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Freundschaft schloss Brahms in Wien unter anderem mit Heinrich von Herzogenberg (1843-1900), desen Frau Elisabeth von Stockhausen (1847-1892) auch später noch in regem Briefwechsel Brahms Stücke vorab rezensierte, meist sogar vor Clara Schumann.
Am 4. November 1876 fand die Uraufführung der ersten Sinfonie in c-Moll op.68 in Karlsruhe statt.
Am 30. Dezember 1877 folgte die Uraufführung der zweiten Sinfonie in D-Dur op. 73 in Wien.
Im März 1878 erhielt Brahms die Ehren doktorwürde der Universität Breslau.
1880 arbeitete er an zwei Ouvertüren, der Akademischen Festouvertüre op.80 als Dank für die Breslauer Ehrendoktorwürde und der Tragischen Ouvertüre op.81, von denen er sagte:
"Die eine weint, die andere lacht".
In der Folgzeir komponierte Brahms vornehmlich Kammermusik.
1886 wurde er Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins.
Die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens war Brahms eine führende Persönlichkeit der internationalen Musikszene und wurde als Pianist, Dirigent und Komponist bewundern und verehrt.
Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften wurden ihm verliehen, was Brahms mit den Worten kommentierte:
"Wenn mir eine hübsche Melodie einfällt, ist mir das lieber als ein Leopoldsorden".
1889 wurde ihm die Ehenbürgerschaft von Hamburg verliehen.
Im selben Jahr entstand ein Zeugnis besonderer Art:
Am 2. Dezember 1889 spielte Brahms im Haus seines Freundes Richard Fellinger (1848-1903) und dessen Frau Maria Fellinger (1849-1925), die als Künstlerin den Komponisten porträtierte und von ihm Skulpturen und Plastiken schuf, einen Teil des Ungarischen Tanzes Nr. 1 auf dem Klavier, und wurde dabei mit einem Phonographen aufgenommen.
Die Aufnahme bietet trotz ihrer schlechten Qualität das einzige authentische Zeugnis von Brahms´eigenem Klavierspiel.
Zudem könnte die Ansage teilweise von ihm selbst gesprochen worden sein.
Brahms starb am 3. April 1897 am frühen Vormittag im Alter von 63 Jahren in seiner seit 1872 bewohnten Wohnung Karlgasse 4.
Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Auszeichnungen zu Lebzeiten:
Johannes Brahms´Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof |
Ehrendoktor der Schlesichen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau (1879)
Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique
Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg (1889)
Zu seinem 60. Geburtstag liess die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine Johannes-Brahms-Medaille prägen (Überrreichung am 13. Mai 1893)
Auswärtiges Mitglied der Académie des Beaux-Arts (1896)
Max Klinger (1857-1920) "Brahms Denkmal" (1900) |
Orden:
Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst durch Ludwig II. (1874)
Pour le Mérite (1887)
Ritterkreuz des öterreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens durch Kaiser Franz Joseph I. (6. Juni 1889)
Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst durch Kaiser Franz Joseph I. (25. März 1896)
Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komtur
Greifenorden, Komtur
Brahms´ Werk steht in einer gesamteuropäischen Musiktradition.
Obwohl Brahms im Wesentlichen tradierten Formen übernahm. schuf er ein unabhängiges Werk.
Brahms wurde schon zu Lebzeiten und wird bis heute gelengentlich als "legitimer Nachfolger Ludwig van Beethovens" (1770-1827) bezeichnet.
Hans von Büllow 1830-1894) bemerkte, die erste Symphonie von Brahms sei "die Zehnte" Beethovens.
Rudolf Weyr (1847-1914) "Johannes Brahms Denkmal am Karlsplatz in Wien" |